Höchstspannung in Borgloh, wollen wir das?

Rainer Spiering informiert sich bei der Bürgerinitiative

Gegen die Pläne der RWE-Tochter Amprion, die bestehende 220-kV-Stromtrasse von Gütersloh nach Lüstringen durch eine 380-kV-Leitung zu ersetzen, regt sich massiver Widerstand. Im Juli hat sich in Borgloh eine Bürgerinitiative gegründet, die eine Erdverkabelung fordert.

Schon jetzt liegt ein permanentes Knistern in der Luft über Borgloh, denn eine 110- und eine 220-Kilovoltleitung verlaufen parallel zueinander durch den Ort. Amprion plant die alten Leitungen abzubauen und durch eine 380-kV-Leitung zu ersetzen, und dass mit doppelt so hohen und breiten Masten. Der Stromdurchfluss soll verzehnfacht werden.

Um diese bis 72m hohen Masten zu installieren, die bis zu 48 Leitungen tragen sollen, ist gesetzlich ein Abstand von 400m zu Siedlungen im Innenbereich vorgeschrieben. Für den Außenbereich gilt ein Abstand von 200m zu Wohnhäusern. Dieser kann im Rahmen einer Abwägung ausnahmsweise unterschritten werden. Gerade davor haben viele Borgloher Bürger Angst. Kommt es bei den von Amprion angebotenen alternativen Ortsumgehungen zu Klagen, kann Amprion mit der Dringlichkeitsbegründung auf die alte Bestandstrasse zurück, die in ihrem Eigentum liegt.

Dies bedeutet für die betroffenen Siedlungen, die Schule und die Sportanlagen eine erhebliche Mehrbelastung an elektromagnetischer Strahlung. Gerade unsere Kinder sind so massiv betroffen.

Aus diesem Grund fordert die Bürgerinitiative eine Erdverkabelung in diesem Bereich. Technisch umsetzbar, aber gesetzlich nicht möglich, da ein Bundesgesetz von 2009 nur 4 Pilotstrecken für eine Erdverkabelung zulässt und Borgloh ist nicht dabei. Mit dem niedersächsischen Erdkabelgesetz wurde 2007 gesetzlich geregelt, dass Höchstspannungsleitungen bei Unterschreitungen der Mindestabstände in die Erde verlegt werden müssen. Dieses Gesetz wurde 2009 mit dem Energieleitungsausbaugesetz des Bundes außer Kraft gesetzt.

Es stellen sich einige politische Fragen:

  • Warum betreibt man sehr eilig den Netzausbau, obwohl die Ergebnisse der Pilotstrecken nicht vorliegen?
  • In anderen Ländern (z.B. den Niederlanden) gibt es nur noch Erdverkabelung. Kann Deutschland das nicht, obwohl wir die Technik exportieren?
  • Will Deutschland keine Erdverkabelung, weil sie teurer ist? Nimmt man deshalb eine erhebliche Gefährdung der Bürger in Kauf?
  • Der Ausstieg aus der Atomenergie war bereits 2005 beschlossen. Warum wurde diese wichtige politische Entscheidung zurückgedreht und nach Fukushima, in Windeseile, durch den Druck der Bevölkerung, wieder umgesetzt?
  • Die Entwicklung des Ortes Borgloh wird mit der neuen Leitung für die nächsten 100 Jahre massiv beeinträchtigt. Können wir das unseren Kindern und Enkelkindern zumuten?

Monika Abendroth